Liebe Freundinnen und Freunde des Yoga!
Zwischen Zweifel & Zuversicht
Das Sanskrit Wort nama bedeutet Gruß, Verehrung. Es ist das Wort mit dem wir uns einer Person zuwenden, die wir begrüßen. Namaste, ein Wort im Umlauf in Yoga-Kreisen, heißt „Grüße für Dich“ (te ist ‚für Dich‘). Bemerkenswert ist beim Wort nama , es besteht aus zwei einsilbigen Wörtern na und ma, die jeweils „nein“ und „mein“ bedeuten. Im Wort nama ist auch die Negation des „Ich“ und „Mein“ enthalten. Mit nama verehren wir das Gegenüber, nehmen aber gleichzeitig das Ich- oder Mein-Bild zurück und damit das Dominanzgefühl.
Nun stellt sich die Frage, wie verhalten wir uns gegenüber einer Person, der wir Achtung oder Respekt zeigen möchten. Namaste sagen, dem Gegenüber huldigen und sich selbst für Geringeres halten? Ist nama etwas, das einen gesenkten Kopf und einen verschämten Blick ausdrückt? Handelt es sich dabei um ein Implodieren, eine Art Selbstverleugnung bei der wir uns weit zurückziehen? Oder gelingt die herzliche Begegnung eher durch eine Explosion aus dem Selbst heraus, mit aufrechter Brust und weit geöffneten Augen, dann wenn wir das Gegenüber als das wunderbare äußere Phänomen betrachten? Diese Frage ist wie die über den Unterschied zwischen Zweifel und Zuversicht. Sehen wir uns zwei Bilder aus der indischen Mythologie an von Hanuman und Arjuna.
Hanuman ist das kühnste aller Wesen aber auch der Inbegriff der Demut. Mit den Augen immer offen und dem Geist stets wachsam, ist er im bhava Ausdruck des Staunens versunken. Seine physische Stärke entspringt dem bewussten Sein, beim gleichzeitigen Wissen darüber was nötig ist, um aus sich selbst auszubrechen – Sei es, um durch die Luft über einen großen Ozean zu springen, oder um rechtzeitiges Handeln um einen ganzen Berggipfel voller Heilkräuter durch die Lüfte zu tragen. Die Überzeugung in die Wege Ramas, die Ehrfurcht und die Verehrung, reißt jede Hülle von Zweifeln um ihn nieder. Seine Haltung ist fern von Selbstverleugnung und Trägheit, sie entspringt dem Freisein von Zweifel. Er hat deshalb keine Fragen zu stellen, weil er immer lauscht um jederzeit bereit zu sein, für andere in Aktion zu treten – die Eigenschaft, die seine angeborene Demut ausmacht.
Arjuna ist der Inbegriff eines suchenden ruhelosen Geistes. Er hat Krishna die Zügel der Pferde gegeben, die ihn in die Schlacht führen. Zweifel beginnen in ihm zu nagen, als er das Elend sieht, welches aus der Sturheit und Arroganz der Kräfte um ihn herum entsteht. Er tritt in einen Dialog mit Krishna, der ihn lehrt zu differenzieren. Krishna lehrt Arjuna seine Verantwortung differenziert zu sehen, und schenkt ihm das göttliche Auge, um einmal die kosmische Dimension der Dinge zu erblicken. Arjuna ist zugleich überwältigt und verängstigt. Staunen und Ehrfurcht verleihen ihm neue Kraft und Klarheit. Dabei entfalten sich in Arjuna die Ideen von Wohlwollen und Mildtätigkeit, was zu einer Demut führt, die er nie gekannt hat. Seine Demut ist nun keine sentimentale Tugend mehr, sondern eine aktive Kraft, die ihn befähigt der göttlichen Ordnung, der Dinge und der erstaunlichen Dimension der Wahrheit bewusst zu sein.
Zaudern wir niemals vor einer Macht, die wir nicht verehren. Denn Demut ist anders als Ängstlichkeit. Wahre Demut entwickelt sich nur gegenüber etwas oder jemandem, den wir verehren. Deshalb niemals den Kopf senken, wenn wir zu einer Kraft beten, welche wir verehren! So wird die Vision fortwährend wach, während wir meditieren!
Liebe Grüße
Sriram