Jahrestreffen – 24.-27.08.2017

Rückblick Jahrestreffen

Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dieses Jahr wieder im Ammahaus (Odenwald) zusammengekommen zu folgenden Themen:

  1. Gedanken zu: Wie verstehen wir Yoga
  2. Hauptthema PRAŚNOPANIȘAD
  3. Sechs Praxis-Einheiten
  4. Austausch über Yogaweg
  5. Bericht über diverse Projekte

 

1. Gedanken zu: Wie verstehen wir Yoga

Was ist spezifisch an dem, was wir unter Yoga tun? Wir machen:

  • āsana
  • prāņāyāma
  • svadhyāya (niyama) – Mantra rezitieren & Texte wie Yogasutra studieren
  • dhyānam – Disziplinierung und Fokussierung des Geistes

Zentrales Ziel bleibt: die Atmung verbessern mittels Körper- und Geistesübungen. Für Geist und Körper das beste Mittel für Heilung, Zentrierung und Ausrichtung. Deshalb ist auch beim Vermitteln des Yoga, der Atem, prāņa wichtig. Daher könnten wir, wenn wir eine Bezeichnung für „unseren“ Yoga wählen, diesen prāņa-yoga nennen! Stets legen wir einen starken Fokus auf den Atem! Egal ob bei āsana, im prāņāyāma oder yama, niyama oder Meditation. Namen bedeuten ja auch Orientierung und Klarheit.

Vor ziemlich genau einem Jahr ist Desikachar gestorben. Wichtig für ihn war: Es muss beim Yoga üben ein Thema geben, das essentiell ist für die übende Person. Wir stehen an einem Umbruch, was Yoga angeht. Was darf nicht verloren gehen? Was ist essentiell für das Üben für alle Yogaübende im Allgemein? Woraus entsteht das, was wir Yoga nennen können? Überlegen wir uns das! Denke nach: welche Worte können dein Yoga „umrahmen“? Was verstehst du unter Yoga?

Die Seele des Yoga ist: das Herstellen einer Verbindung zwischen mir und dem Kosmos! Oder nicht ganz so universell formuliert: die Verbindung zu unserem Atem oder von uns und der Natur. Mit dem Atem meinen wir: Anantasamapatti. So heißt bei Patanjali die Verbindung mit dem „Ewigen, Endlosen“. Ganz konkret ist das Endlose für uns der Atem oder sein subtiler Aspekt prāņa.
Was meinen wir mit Natur? Oft etwas wie „mein“ Garten, oder eine Ware mit Preisschild: diese Bäume kosten soundso viel; ganz Amazonien liefert Sauerstoff für die Welt im Wert von X. In Yoga; Samkhya bedeutet Natur viel viel mehr: auch die Sterne, auch die Elementarteilchen, ALLES! Sich selber als ein Teil der Natur zu sehen, diese Verbindung tief zu durchdenken, zu empfinden:
die Morgensonne betrachten, sie als Teil meines Wohlseins, meiner Leichtigkeit auffassen! Sonst wird Yoga nur etwas „für mich“ bleiben, für meine Rückenschmerzen, für meine Schlafprobleme. Sowieso haben meine Probleme nicht nur mit mir zu tun, sondern auch mit meiner Umgebung im weitesten Sinne: mit prakrit! Solch ein Bewußtsein zu entwickeln, dann habe ich die zentrale Botschaft des Yoga verstanden. Die Oberflächlichkeit von Einigem, was unter Yoga in den Medien dargestellten wird, ist lächerlich bis schmerzhaft, auf jeden Fall verurteilenswert.

 

2. Hauptthema PRAŚNOPANIȘAD

Wie viele andere Upanisaden ist auch diese Upanisad als Konversation zwischen Lehrer und Schüler angelegt. Der Titel Prasnopanisat heißt schon „Upanisat der Fragen“! Hierbei empfängt der Lehrer sechs Schüler und gibt die folgende Anweisung.

Übe (=meditiere) ein Jahr lang mit:

  • tapas = eine konstante Reflexion über eine Frage, den roten Faden immer beibehalten z.B. welches Ziel hat mein Yoga?
  • brahmacharya = konstant ausgerichtet bleiben, ausgerichtet auf die Brahma-Energie
  • śraddhā = intensives Vertrauen, anhaltender Enthusiasmus, bleibende Begeisterung für das Thema

und stelle danach deine Fragen!

 

1.) Frage: Woher kommen wir?

Das Bild vom Purusha und Prakrti als zwei ursprüngliche Kräfte in der Fom von prāņa entsprechend der Sonne und rayi entsprechend dem Mond: Die Sonne nimmt die Dunkelheit, die Schlacke auf (das aufnehmende Prinzip vergleichbar mit purusa) und der Mond gibt die Heilstoffe und die Ruhe (das gebende Prinzip entsprechend der prakrti).

Der Atem passt sich jeder Nuance einer Änderung in unserer Seele wie ein perfekter Barometer über ihren Zustand. Er ist aber mehr als ein bloßer Barometer, wenn wir ihn kennen. Er wird zur Lösung, wenn wir ihn wieder in die Natürlichkeit von seinem Fluss bringen. In diesem Sinn kann uns der Atem jedes āvidya nehmen. So wie purusa ist hier das Bild eines über allem wachenden Prinzips: prāņa, wie die Sonne wacht über alles. Fokussiere wir uns deshalb auf prāņa, um diese erste Frage zu beantworten.

2.) Frage: Wer ist die Hauptkraft im Körper, das wichtigste deva?

Auch wenn alle Kräfte des Körpers die Wichtigste sein wollen, es ist prāņa, der sich als die Haupt-kraft durchsetzt: Alle Organe gehen mit, wenn prāņa geht, stehen still, wenn prāņa steht. Prana beweist: ohne prāņa geht gar nichts. Wir sollten prāņa allerhöchste Ehre erweisen und nie ver-gessen! In allem, was wir wissen was wir körperlich können, all unsere Fähigkeiten auf die wir vertrauen, unsere Talente, in allem was wir mögen etc., wir dürfen nicht vergessen was essentiell dahinter ist: das benennbare Eine: der prāņa.

3.) Frage: Wie kommt prāņa in den Körper hinein?

Hier komen die Erklärung zu den 5 verschiedenen Vayus und die jeweilige Rolle, die sie über-nehmen. Das hilft, mehr Verständnis über das Woher und Wie von prāņa zu verstehen.

4.) Frage: Was passiert mit dem prāņa beim Schlaf und Traum?

Auch beim Übergang zum Träumen und zum Schlafen und zur geistigen Absorption, laya, spielt prāņa eine gute Rolle. Die Seele , jiva wacht so wie prāņa auch, während der Geist in Ruhe, tiefe Ruhe oder auch hinab bis zum Seelengrund tritt.

5.) Frage: Was bewirkt das Rezitieren von Om?

Es gibt verschiedene Regeln und Möglichkeiten für das Rezitieren von Om. Sie können jeweils zum weltlichen Erfolg oder zur Erleuchtung führen. Das genaue Rezitieren kann helfen beim Schlafengehen oder beim „In-die-Meditation-passieren“. Das Genaue bei der Anwendung von OM führt zu parabrahma und aparabrahma, d.h. geistige Ziele und weltliche Erfolge.

6.) Frage: Wo befindet sich der purusa, die Seele?

Hier, in diesem Körper! So wie der Fluss Teil vom Meer wird und nicht mehr differenzierbar, so auch der purusa als Teil vom Brahman oder paramātma.

 

3. Die sechs Übungssequenzen

Die Ideen der Upanisad durch Übungssequenzen vertiefen. Die Praxen wurden von Sriram im Anschluss nieder geschrieben.

Übungssequenz 1 – die Atmung ganz ruhig fließen lassen, dabei beobachten – auch beim Bewegen
Übungssequenz 2 – den Atem feiner werden lassen, die Pausen bewusst wahrnehmen
Übungssequenz 3 – die Wirbelsäule als Körperpunkt im Bewusstsein halten und mit der Atmung verbinden
Übungssequenz 4 – still werden, Aufmerksamkeit fokussieren und halten
Übungssequenz 5 – Atem und OM verbinden
Übungssequenz 6 – Atem und Sonnenmantras verbinden

 

4. Austausch über Yogaweg

Jean-Daniel Dias informierte über den Stand der Arbeiten für die neue Website YOGAWEG und berichtete über das Ausmaß an Zeit, die schon darauf verwendet wurde.
Bei allem bisherigen Engagement von Claudia Haag und Jean mit seinen Kollegen, die anfallenden Arbeitskosten sowie die Unterhaltkosten der website müssen finanziell getragen werden, nicht nur wie bisher von Sriram. Bis Ende des Jahres wird informiert, wieviel genau und wohin jeder von uns einen Geldbetrag überweisen möchte. Es wurde beschlossen, die Website bis zum Jahresende fertig zu stellen.

Es wurde beschlossen, weiterhin das jährliche Treffen des Yogaweges zum letzten Wochenende von August stattfinden zu lassen, Donnerstag bis Sonntag.

Anjali hat Rumpelstilzchen tänzerisch erzählt und anschließend hat die Gruppe das Märchen aus dem Blickwinkel des Yoga gedeutet. Auch in Bezug auf die Frage: Braucht der Yoga einen Namen? Anjali erinnerte sich an ihren Einzelunterricht mit Desikachar, insbesondere an die Stimmung des „sit down“ einfach Dasein, während der Lehrer die Übungssequenz niederschrieb.

 

5. Bericht über Projekte

Anjali und Sriram haben das Projekt BASE in Südindien und die Veranstaltung, die dort stattfanden, berichtet.