Frei sein, wo immer man ist – Yoga im Gefängnis
Heute gibt es glücklicherweise in unserer Gesellschaft eigentlich keinen Ort mehr, wo Yoga nicht als Selbstverständnis des Alltags, als Möglichkeit von körperlicher Fitness und geistiger Ausrichtung dazu gehört. Claudia Marzig-Haag unterrichtet seit einigen Jahren Yoga in einem hessischen Gefängnis. Hier kann Yoga zur Resozialisierung unterstützend beitragen. Viele Gefangene sind traumatisiert. Die Yogaübungen führen zu erhöhter Körperwahrnehmung und Atemachtsamkeit. Diese Erfahrung mit dem eigenen Körper und dem Atem hilft auf dem Weg von Spannungszuständen zurück zur inneren Mitte und damit auch bei der Auflösung möglicher Traumata. Dadurch fällt es vielen Betroffenen leichter, in emotional und physisch herausfordernden Situationen ruhig zu bleiben und weniger impulsiv aus Ärger oder Angst heraus zu handeln.
Drogenabhängige Personen z.B können sich durch die Konzentration auf den Atem sowie auf einzelne Körperpunkte besser zentrieren, wodurch die Sucht an Raum verliert. Dazu ist es wichtig, eine tägliche Übungspraxis einzuhalten. Anregungen für tägliche Übungen erhalten die teilnehmenden Personen im Gruppenunterricht bei Claudia.
Lebenslängliche Strafinsassen sind durch Yoga motivierter, da Yoga auch bei ihnen ein Wohlgefühl hinterlässt. Durch praktizierte Achtsamkeit, beispielsweise das Chanten von Mantren, ist das Empfinden von persönlicher Freiheit auch hinter Mauern möglich, so dass eine vorhandene melancholische Stimmung sich wandeln kann.
Neben mehr innerer Gelassenheit nimmt Claudia in ihren Gruppen auch bessere Beweglichkeit und erhöhte Vitalität der Teilnehmenden wahr.
Diese Selbsterfahrung wird durch die räumliche Gegebenheit der großen Kirche mit kleinem Garten, in der Claudia unterrichtet, erleichtert. Für einen reibungslosen und freundlichen Ablauf sorgen drei hilfsbereite Pfarrer. Der Unterricht dauert jeweils 90 Minuten. Man muss nicht frei sein, um sich frei zu fühlen. Vielleicht ist es das, was Claudia beobachtet, wenn die Menschen nach dem Kurs mit einem Lächeln die Kirche in ihre anderen Räumlichkeiten wieder verlassen. Bei Fragen oder Informationen zum Unterricht wenden Sie sich bitte an Claudia unter der Emailadresse: haag-claudia@t-online.de
Fragen zur JVA selbst oder zu einzelnen Personen können und dürfen aufgrund der Schweigepflicht nicht beantwortet werden.