Yoga mit Kindern und Jugendlichen

Zwei Erfahrungsberichte aus den KiJu-Yoga Ausbildungen bei Kornelia Becker-Oberender


Yoga-AG an der Schule: eine Menge Yoga für junge Menschen.

Hier ein Erfahrungsbericht aus meinen Kursen mit Kindern bzw. Jugendlichen an weiterführenden Schulen. Vielleicht motivieren meine positiven Erfahrungen, Yoga auch für diese Zielgruppe anzubieten:

Da meine Kinder langsam älter werden, hatte ich mir das Ziel gesteckt, statt Yogakurse für Grundschulkinder künftig Yoga an weiterführenden Schulen zu unterrichten. Dafür habe ich an örtlichen Schulen Yoga als Schul-AG aktiv in der Schulleitung angeboten. Und: Habe damit offene Türen eingerannt. Denn da sich die Schulen durch ein attraktives AG-Programm profilieren wollen, haben sie eine Yoga-AG ohne Federlesen in ihr AG-Portfolio aufgenommen.

Im ersten AG-Schuljahr an der Gesamtschule habe ich eine Gruppe Mädchen aus der 8. und 9. Klasse unterrichtet – noch in einem Klassenzimmer mit zur Seite geschobenen Tischen. Im zweiten Schuljahr war die Gruppe schon auf 11 Mädchen aus den Klassen 5 bis 10 angewachsen und wir hatten einen schönen Mehrzweckraum zur Verfügung.

Schul-AG heißt 10-Monats-Kurs

Das Gute am AG-Konzept: Der Kurs läuft von vornherein ein gesamtes Schuljahr, so dass man die Kinder wirklich kennen lernen und die Kinder Yoga tatsächlich kennen lernen kann.

Das Üben mit Kindern in einer großen Altersspanne im zweiten Schuljahr (11-16jährige) hat überraschend gut funktioniert: Im Austausch über yogaphilosophische Themen als fixer Bestandteil jeder AG-Stunde konnten alle von der Palette der Perspektiven aus verschiedenen Altersstufen profitieren. Jungs hatten sich nicht angemeldet.

Im vergangenen Schuljahr habe ich von der Gesamtschule ans Gymnasium gewechselt und auf Wunsch der Schule eine AG nur für die 5. Klasse unterrichtet. Das war inhaltlich weniger spannend, aber lebendiger dadurch, dass die Mädchen sich untereinander kannten.

Ein Koffer voll Inhalte und Hilfsmittel

Meine Herangehensweise, im Vorfeld bereits das ganze Schuljahr durchzuplanen und in der Supervision mit Kornelia Becker-Oberender – der Kinder- & Jugendlichen-Fachfrau in unserer Tradition – durchzusprechen, hat sich sehr bewährt. Bei der Planung und Besprechung der Kurse ging es weniger um die āsanas, die ich den Kindern beibringen wollte, als vielmehr darum, wie ich die geplanten inhaltlichen Themen wie Yamas/Niyamas, Körper/Atem/Geist, … gut und fundiert vermitteln und zum Beispiel mit passenden Geschichten illustrieren könnte.

So konnte ich sehr selbstsicher in die AGs gehen und hatte keinerlei Autoritäts-Probleme. Unterstützt war das gute Standing als Lehrerin dadurch, dass sich die Kinder für AGs freiwillig anmelden.

Weg vom Konsum

Ein Ziel von mir war es, die Mädchen auch ins Tun und Mitgestalten zu bringen. Dafür haben sie Aufgaben wie die Vorbereitung des Raumes, Partnerschaften für einzelne āsanas (Wissen wie sie auf Sanskrit heißen und was man beachten muss etc.) und Vorlesen der Geschichten übernommen.

Aus Srirams āsana-Plaket habe ich ein Set aus laminierten Kärtchen gebastelt, mit dem die Kinder in den Stunden selbst Vinyāsas zusammenstellen konnten. Dieser Part der Stunde war sehr beliebt – übertroffen nur von Śavāsana. Es hat mich überrascht, wie sehr es die Kinder nach Liegen und Nichtstun verlangt und wie gut sie sich immer wieder nach dem fordernden Üben auf Stille und körperliche Ruhe eingelassen haben.

Abschluss Vorstellstunde

Das Highlight jedes Schuljahrs war eine Vorstellstunde vor interessierten Familienmitgliedern und Freundinnen. Diese Stunde hat die Gruppe jeweils selbst erarbeitet – sowohl einen Vortrag, was Yoga ist und was sie gelernt haben, als auch ein langes Vinyāsa. Die Gäste haben wir zu Beginn und Ende mit üben und das Zusammenbringen von Körper, Atem und Geist in einfachen āsanas selbst erleben lassen. Kinder und Gäste waren in allen drei Jahren sehr begeistert von der Stunde und es war ein toller Abschluss der AG.

Ohne Scheu Bedarf wecken

Alle, die mit dem Gedanken spielen, Kurse für junge Menschen anzubieten, kann ich nur ermutigen es auszuprobieren. Der Bedarf und die Möglichkeiten sind da. Meine persönliche Motivation rührt nicht nur daher, dass ich drei Kinder habe, sondern kommt vor allem von der Tatsache, dass ich selbst im jungen Alter von 20 zum Yoga gekommen bin und Yoga mich schon lange begleitet. Ein Glück, das ich gerne weitergeben möchte.

Das Feedback der Mädchen und die Stimmung in der Gruppe waren immer toll. Es hat ihnen und mir großen Spaß gemacht und sie haben meiner Einschätzung nach tatsächlich etwas mitgenommen fürs Leben.

„Richtiges“ Yoga auch für Kinder

Das liegt auch daran, dass es in unserer Tradition selbstverständlich ist, auch Kindern Yoga als eine ganzheitliche Entwicklungsmöglichkeit für Körper und Geist zu vermitteln und nicht als ein eher anspruchsloses Sammelsurium aus Bewegung und Fantasiereisen, wie es in der gängigen Literatur zu Hauf als „Kinderyoga“ vermittelt wird.

Den pädagogischen Hintergrund und die Übertragung unseres Yogawissens auf die junge Zielgruppe vermittelt die Ausbildung „Kinder und Jugendliche im Yoga“ und das sehr praxisorientierte Handbuch „Yoga für Kinder und Jugendliche“ von Kornelia Becker-Oberender, dass sie im Austausch mit Sriram erarbeitet hat.
Das zu verinnerlichen ist meines Erachtens Voraussetzung, um in diesem Bereich aktiv zu werden. Aber dann: Auf die Kinder fertig los! Und wer sich zum Thema vernetzen möchte – nimm gerne Kontakt auf.

Ich persönlich freue mich schon auf die nächste AG-Runde!

Caroline Vogel im Oktober 2022


Yoga mit Kindern und Jugendlichen genießt immer mehr Zuspruch dank des nachweisbar positiven Beitrags für die Entwicklung von Körper und Geist.

Primär wird der Körper, der das Erfahrungsfeld bildet, mit dem das Kind die Welt erforscht, beim Yoga üben direkt angesprochen. Das Grundwahrnehmungssystem und die Nahsinne werden geschult und der Forschergeist geweckt. Ferner kann man mit dem Yoga üben die Kinder auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit und dem Prozess des Erlernens von Ruhe und Achtsamkeit begleiten. Die beeindruckende Fülle der Argumente, die den Yoga mit Kindern und Jugendlichen befürworten ist hiermit noch lange nicht ausgeschöpft.

Bedarf es eigentlich einer besonderen Herangehensweise im Yoga, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden?

In der Ausbildung wird schnell deutlich, dass die Arbeitsweise im Yoga mit Kindern sehr lebendig und anspruchsvoll ist. So soll der Yoga den Kindern die Möglichkeit bieten, den eigenen Körper und dessen Grenzen zu erforschen. Die Tiefe des Unterrichts basiert dabei auf dem Wissen um die āsanas, die Körperschulung, die Atemführung und die Philosophie. Bei den Jugendlichen kommt der Aspekt hinzu, Atem und Geist in Einklang zu bringen.

Für Yogalehrende, die Interesse am Unterrichten von Kindern und Jugendlichen haben, macht es daher durchaus Sinn, sich für die Besonderheiten dieser Zielgruppe im Yoga und die entsprechende Didaktik zu schulen.

Ein Schwerpunkt der „Kinder und Jugendliche im Yoga“-Ausbildung liegt am Aneignen von Methoden und Techniken, wie man Kinder und Jugendliche für Yoga begeistern kann und wie man die Qualität, die das Yoga üben ausmacht, an sie weitergibt ohne den Yoga verlassen zu müssen. So kann auch diese Altersgruppe im Yoga die Erfahrung machen, beim Üben bei sich zu sein.

Im Einstiegsseminar vermittelte Kornelia mit vielen Überraschungsmomenten das Wesentliche der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Yoga und gab einen Einblick auf die besondere Dynamik, die das Üben mit ihnen ausmacht. Mit verblüffender Leichtigkeit wurde dargestellt, wie sich Kinder und Jugendliche beim Yoga üben positiver wahrnehmen und Selbstakzeptanz, -vertrauen und Optimismus erfahren. Man erhielt praxisbezogene Beispiele über die Grundlagen und die Didaktik eines Kurses für verschiedene Altersgruppen im Kindesalter in Bezug zur Krishnamacharya / Desikachar-Tradition und der modernen Pädagogik. Die inhaltlichen und didaktischen Aspekte wurden in den individuell terminierbaren Supervisionsstunden mit dem Ziel vertieft, einen eigenen Unterrichtsstil zu entwickeln.

Sehr positiv habe ich dabei empfunden, dass mein persönlicher Lernrhythmus dank der Einzelstunden berücksichtigt wurde und somit eine gewisse Flexibilität beim Voranschreiten in der Ausbildung gewährleistet werden konnte. Diese Supervisionsstunden erlebte ich als sehr wertvolle Momente des konstruktiven Austauschs, um meine Reflektion anzuregen, persönliche Stärken in der Kursgestaltung zu verfeinern, eigene Lernschwerpunkte zu vertiefen und ein individuelles Lehrprofil auszuarbeiten. Das funktionierte auch im Online-Format. Ich fühlte mich sehr gut beraten und durch ein motivierendes Feedback optimal begleitet.

Yogalehrer_innen, die sich nun angesprochen fühlen, mit Kindern und Jugendlichen Yoga zu üben, können sicherlich von der besonderen Erfahrung profitieren, mit einer Zielgruppe zu arbeiten, die ganz unvoreingenommen den Yoga erforschen und für sich kennenlernen möchte.

Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Yoga in Schulen und Kitas, wäre es von Vorteil, wenn es Yogalehrende sind, die den Weg für all diejenigen ebnen werden, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und sie mit Yoga in Berührung bringen wollen.

Yoga hat das Potenzial, Kinder und Jugendliche stark zu machen für das Leben und die zukünftigen Herausforderungen, mit denen sich die junge Generation konfrontiert sieht. Als Yogalehrende haben wir die Möglichkeit, sie auf diesem Weg zu begleiten.

Kim T. im November 2021


Die nächste ZOOM-Basisausbildung „Kinder und Jugendliche im Yoga“ beginnt am 24. März 2023.

Mehr Infos unter Termine ….