Meine Begegnung mit dem Mantra PṚTHIVĪ ŚĀNTĀ

MEINE BEGEGNUNG MIT DEM MANTRA PṚTHIVĪ ŚĀNTĀ

Ich bin sehr dankbar, dass Sriram und Jonas beim diesjährigen Yogaweg-Jahrestreffen an jedem Tag das Mantra „ pṛthivī śāntā“ für uns und mit uns rezitiert haben. Eigentlich hatte ich mir ja schon vor dem Treffen gewünscht, Sriram möge ein Mantra mit uns teilen, das der Welt in der gegenwärtigen Situation durch unsere Gemeinschaft eine segensreiche Energie übermittelt…

Kennen gelernt habe ich dieses Mantra bei meinen ersten Rezitations-Bemühungen vor vielleicht 20 Jahren mit Irmi Prölls, die zusammen mit Barbara Ostertag, Shirin und Jonas Blitz von Sriram in München in Vedic Chanting unterrichtet wurde.

Da mich der Text tief berührt hat, fragte ich Irmi nach einer Übersetzung. Sie „zauberte“ daraufhin tatsächlich aus ihrer Schatzkiste eine Wort-für-Wort-Übersetzung von Sriram heraus, die sie mir mit seiner Genehmigung weitergab. In der Folge versuchte ich, die tiefe Bedeutung der Worte śānti bzw. śāntā zu ergründen – Worte, die in dem Mantra 40-mal erscheinen. Ich sah nicht nur ihre Außenwirkung als Friedensbotschaft, sondern auch ihre Bedeutung für jeden von uns. Schließlich wäre es ja ein höchst erstrebenswerter Zustand, wenn auch in unserem Inneren Frieden herrschte, dass die inneren Organe unseres Körpers, der Stoffwechsel, die für eine funktionierende Atmung zuständigen Bereiche, etc. auf harmonische Art zusammenspielten und wenn auch unsere Gedanken und Gefühle nicht im Zwiespalt zueinander stünden. All dies könnte unserer Gesundheit und unserem Wohlergehen dienen. Und wenn dann Frieden in unserem Inneren herrschte, würde es uns vermutlich auch leichter fallen, diesen Frieden in das das Große Ganze zu tragen – in der Gewissheit, dass wir alle ungetrennte Teile davon sind.

In diese Richtung zielt schließlich auch die 3-fache Wiederholung von śānti als Abschluss des Mantras: Wir bitten damit um Beseitigung des dreifachen Leids: des inneren, persönlichen physischen und psychischen Leids, des durch äußere Einflüsse aus unserem sozialen Umfeld entstehenden Leids und schließlich des Leids, das durch höhere Gewalt entsteht.

Es verging einige Zeit, denn ich tat mich anfangs sehr schwer – nicht nur mit dem Rezitieren, sondern vor allem damit, meiner Stimme überhaupt einen angemessenen Raum zuzubilligen. Auch ich bin einer derjenigen, die in der Kindheit nicht die besten Erfahrungen im Gesangsunterricht der Schule gemacht haben…

Im Lauf der Jahre und vor allem mit der Unterstützung meiner Lehrer*innen hinsichtlich meiner Atmung gelang auch das Rezitieren immer besser und ich erinnerte mich an das Mantra, das mich so tief beeindruckt hatte. Auf der Basis von Srirams Übersetzung von „pṛthivī śāntā“ schrieb ich die Interpretation, die ich dieser Betrachtung beifüge.

So kam es, dass ich über die Jahre bei vielen sich bietenden Gelegenheiten immer wieder das Mantra für meine Yoga-Gruppen, aber auch für Freunde und Bekannte rezitiere und im Anschluss daran meine Interpretation dazu vorlese. In der gemeinsamen Stille danach verbinden wir das Wort śānti mental mit dem Rhythmus unseres Atems: einatmend denken wir „ śān-“ und ausatmend „-ti“.

Dies alles in dem tiefen Wunsch, der Geist des Mantras möge dazu beitragen, die darin enthaltene Friedensbotschaft sowohl in unserem Inneren, als auch in der Welt zu verankern.

Klaus Franz


Rezitation im Yogaweg Jahrestreffen 2021:

R.Sriram
Jonas Blitz
R.Sriram und Teilnehmer in Call and Response